Ist die Klasse „Historic-Spezial“ der FIZZERS-Karawanken-Classic jetzt angekommen?

Wunderschöne Oldtimer bei der Karawanken Classic

Das 1. C.A.R. Team Ferlach ist ja bekannt dafür, dass es immer wieder versucht neue Ideen in die FIZZERS-Karawanken-Classic einzubringen. Egal ob es neuer Modus bei der Team-Wertung ist (s. NEWS vom 11. März 2022) oder neue Überraschungen bei den Sonderprüfungen, immer steht im Vordergrund den Bewerb für die Teilnehmer spannend, attraktiv und unterhaltsam zu machen.

Eine dieser Innovationen war vor der Corona-Pandemie und den danach folgenden zweimaligen Absagen der FIZZERS-Karawanken-Classic (2020 und 2021) die Einführung einer neuen Wertung nur für Fahrzeuge vor Ende 1945.

Denn die Nennungen der Jahre vor 2019 hatten gezeigt, dass die Vorkriegsautos bei dieser sportlichen Classic doch manchmal etwas gefordert sind.

Karawanken-Classic
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Karawanken-Classic

Mit der neuen Klasse „FIZZERS-Karawanken-Classic-Historic-Spezial“ (KC-HS) wurde dem jetzt Rechnung getragen. – Was unterscheidet nun die KC-HS von der sportlichen „ FIZZERS-Karawanken-Classic-Challenge“ (KC-C)?

Während die Teilnehmer der KC-C sich strikt an die Strecke des Roadbooks halten müssen, können die Vorkriegsfahrzeuge der KC-HS ihre Strecke selbst aussuchen. D.h. ist eine Straße zu steil oder zu weit weg für das Fahrzeug, so kann der Teilnehmer der KC-HS diesen Pass umfahren und sich an einer anderen Stelle wieder einreihen.

Die Teams der sportlichen Karawanken-Classic müssen die Anzahl und Reihenfolge der Passier- und Zeitkontrollen und der Sonderprüfungen, die im Roadbook fix vorgegeben sind strikt einhalten.  Die Teilnehmer der KC-HS können sich die Reihenfolge der Kontrollen und Sonderprüfungen selbst auswählen. Ja, es ist sogar möglich Streckenteile, Kontrollpunkte und Sonderprüfungen ganz auszulassen.

Während die Piloten der FIZZERS-Karawanken-Classic-Challenge vorgegebene Zeiten einhalten müssen, können sich die Teams der FIZZERS-Karawanken-Classic-Historic-Spezial selbst aussuchen ob und wann sie einen Kontrollpunkt bzw. eine Sonderprüfung anfahren möchten. Es sind lediglich die Öffnungszeiten des jeweiligen Kontrollpunktes bzw. der Sonderprüfung zu beachten.

Trotzdem bleibt auch bei der Klasse KC-HS der sportliche Charakter erhalten. Denn für jeden angefahrenen Kontrollpunkt bzw. für jede absolvierte Sonderprüfung (nur Timing-Sonderprüfungen, keine Schnittprüfungen) erhält das Team Bonus-Punkte. Sieger ist jenes Team mit den meisten Punkten.

Mit diesem Modus wird sowohl dem sportlichen, als auch dem touristischen Gedanken Rechnung getragen:

  • Das liebevoll gepflegte und gewartete Fahrzeug wird nicht strapaziert und gefordert, sondern bei einer gemütlichen Ausfahrt bewegt.
  • Die Piloten können sich ihre Fahrt so einteilen, wie sie es sich vorstellen .. eine Kaffeepause hier, ein Stopp für ein Fotomotiv dort, sind so kein Problem mehr!
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Bei der ersten Vorstellung dieser neuen Wertung nur für Vorkriegsautos herrschte bei den Teilnehmern noch etwas Vorsicht. Nun könnte aber der FIZZERS-Karawanken-Classic-Historic-Spezial 2022 vielleicht schon der Durchbruch gelungen sein, denn es haben sich diesmal doch mehr Teams angemeldet als zuletzt vor Corona.

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Das Deutsche Team Peter und Irene FORSTNER  aus Oberschleißheim sind Teilnehmer der ersten Stunde. Denn schon bei der ersten Karawanken-Classic 2007 waren sie eines Teams die diese Pilotveranstaltung in Angriff nahmen. Die beiden sind immer im Spitzenfeld zu finden und waren mit ihrem MGB GT V8, Baujahr 1974 im Foto unten links, im Jahr 2017 und 2018 sogar Gesamt-Dritte.

2022 gehen es die beiden MG-Fans aber lockerer an. Ein M.G. 18/80 SIX MK I Speed Six, Baujahr 1930 mit 60 PS aus 6 Zylindern, 2468 ccm, wurde als fahrbarer Untersatz gewählt und soll für geruhsameres Fahren als in den Jahren davor sorgen, obwohl der M.G. immerhin eine Höchstgeschwindigkeit von 128 km/h erreicht.

Der MG 18/80 Speed Six ist ein rares Auto, aber völlig ungeeignet für Gleichmäßigkeitsrallyes“ berichtet uns Peter Forstner. Peter und Irene haben ihn für entspannte Ausfahrten und für Urlaubsfahrten zusammen mit Gleichgesinnten verwendet. So war das Auto immerhin schon in Sizilien (Foto links und unten rechts), in Montenegro und natürlich auch in England.

Von1928 bis 1931 wurden 502 Fahrzeuge gebaut. Heute sind noch 32 Fahrzeuge bekannt: 22 in England und 10 außerhalb von Großbritannien. Peters MG ist der einzige bekannte MG 18/80 MK I in Deutschland

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Der Mercedes-Benz Typ 170 (interne Bezeichnung: Baureihe W 136) löste Anfang 1936 nach fünfeinhalb Jahren die Baureihe W 15 mit Sechszylindermotor ab. Bei gleichem Hubraum von 1,7 Litern war das neue Modell stärker, technisch und stilistisch moderner und dabei billiger als sein Vorgänger. Von 1936 bis 1942 wurden mehr als 70.000 Exemplare in verschiedenen Karosserievarianten produziert. Der 170 ist der meistgebaute Mercedes-Benz-Pkw der Vorkriegszeit.
Als einziges Vorkriegs-Pkw-Modell baute Daimler-Benz den W 136 nach dem Zweiten Weltkrieg weiter. Im Jahr 1953 wurde er vom völlig neu konstruierten W 120 abgelöst,

Das Wiener Duo Ronald und Waltraud Husek bringt dieses elegante Fahrzeug erstmals nach Kärnten.

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Mercedes Typ 170, Baujahr 1934

Unser Klubmitglied Ingrid Weichsler ist unter Oldtimer-Freaks ebenso bekannt wie ihr BSA Three Wheeler, TW 32.6, Sport, Baujahr 1929. Mit ihrem, in Österreich einzigartigen Automobil, nahm sie bereits an etlichen Veranstaltungen der Karawanke-Classic teil. Allerdings erfordert das Fahrzeug viel Pflege, Wartung und Fingerspitzengefühl. Kein Wunder, dass sich die Oldy-Liebhaberin auch nach anderen Classikern umsieht.

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BSA Three Wheeler, TW 32.6, Sport, Baujahr 1929

Legendär ist das Fahrzeug, das unsere Ingrid Weichsler heuer an den Start der FIZZERS-Karawanken-Classic bringen wird, einen Triumph Roadster 2000 Proto aus dem Jahr 1945.

In den Triumph Roadster hat sie sich spontan verliebt und ihn erst vor kurzem erworben. Der Roadster stammt, etwas vergammelt, aus einer Erbmasse in Oberitalien und die Erben hatten kein Interesse an dem alten Stück. …. Fern-Diagnose per Handy-Kamera mit einem Experten, ihrem Bruder Siegfried, ….. harte Verhandlungen und schon war der Oldy auf dem Hänger.

Jetzt ist Ingrid dabei den Triumph wieder auf Vordermann zu bringen und freut sich auf eine doch etwas bequemere Teilnahme an der FIZZERS-Karawanken-Classic; denn der, nach wie vor fahrbereite BSA Three Wheeler ist auch für eine ehemalige Motorrad-Rennfahrerin doch etwas herausfordernd. Wegen des Komfort-Unterschiedes nennt Ingrid ihre Neuerwerbung auch liebevoll „Protzi“. Schließlich ist es ein wirklich besonderes Auto, denn es hat zum Beispiel hinten Schwiegermutter-Sitze mit eigenen Scheiben und ist damit sicher das einzige derartige Model auf der Welt.

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Triumph Roadster 2000, getauft auf „Protzi“

Noch ein besonderes „Schmankerl“ wartet auf die Zuschauer der FIZZERS-Karawanken-Classic in der Klasse „Historic-Spezial“, ein Talbot 105 AV, Baujahr 1934.

Talbot wurde 1903 gegründet, um in Frankreich gebaute Autos in Großbritannien zu verkaufen. Es entwickelte sich schnell zum Entwerfen und Bauen eigener Autos. Der dabei entwickelte Talbot-Motor zog das Interesse auf sich. 1931 wurde der Talbot 105 eingeführt, wobei der Motor auf 2.969 cm³ Liter vergrößert wurde – und mit einer Kurbelwelle mit sieben Hauptlagern und verchromten Nockenwellenlappen ausgestattet war, um so höhere Motordrehzahlen zu ermöglichen. Bei 4.800 U/min getunt führten weitere Abstimmungen und ein erhöhtes Verdichtungsverhältnis von 10:1 zu behaupteten 125 PS.

Der 105 war sofort erfolgreich und erlangte seinen Ruhm auf den Rennstrecken. So belegte er 1931 den 3. Platz in Le Mans.

Die Straßenversion schnitt genauso gut ab, verkaufte über mehrere Jahre hinweg über 330 Exemplare und ermöglichte es Talbot, während der sehr schwierigen Weltwirtschaftskrise profitabel zu sein.

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Symbolfotos: MatthiasKabel, Wikimedia Commons, Gaisbergrennen 2009. 

Erstmals war der Feldkirchner Hans Freithofnig bei der FIZZERS-Karawanken-Classic 2016 dabei und war damals sofort der Publikumsmagnet bei allen Zuschauern, denn er brachte einen besonderen Leckerbissen aus der Geschichte des Automobils mit:

  den Daimler DM 1, Baujahr 1886

Auch heuer ist Hans wieder dabei, denn es geht 2022 u.a. auch durch seine Heimatstadt Feldkirchen und dort wollen natürlich besonders viele Fans die Anfänge der über 100-jährigen Automobil-Geschichte hautnah erleben.
Aber auch die anderen besuchten Orte freuen sich heute schon darauf das automobile Unikat in Aktion zu sehen!

Hans Freithofnig, befasste sich intensiv mit der Entstehung der ersten motorbetriebenen Fahrzeuge.  Einschlägige Literatur wurde gewälzt und Fahrzeugmuseen besucht um mehr über die Entstehungsgeschichten der ersten vierrädrigen motorisierten Fahrzeuge zu erfahren. Dabei hat sich Freithofnig das technische Verständnis um das Wissen des Herrn Gottlieb Daimler (geb. 1834) angeeignet, das ihm  in Fleisch und Blut übergegangen ist.

Der Einbau eines selbst entwickelten Motors in eine Kutsche im Sommer 1886 ist der erste Schritt von Gottlieb Daimler zum pferdelosen Fahrzeug.  Der nur 1,1 PS leistende, luftgekühlte Motor im ersten vierrädrigen Kraftwagen der Welt mit Benzinantrieb ist in der Mitte vor der hinteren Sitzbank angeordnet. 
Bereits 1887 gibt es für den Motor aber schon Wasserkühlung, nur ein effizienter Kühler fehlt noch.  

Nach über 100 Jahren Automobil-Geschichte gibt es unterschiedliche Versionen zur  Technischen Entwicklung und auch die Jahreszahlen variieren etwas.   Fest steht jedoch, dass es 100%-ige Orginal-Fahrzeuge um die Jahre 1887 bis 1897 laut  Recherchen nicht mehr gibt.

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Hans Freithofnig berichtet über die Entstehung seines Daimler DM 1, 1886:
Vor ca. 30 Jahren stellte ich mir die Frage – Wie komme ich einmal zu diesem  ältesten  4-Rad Fahrzeug?  Denn ich möchte einmal mit einem der ersten Fahrzeuge die gebaut wurden fahren!

Die Geschichte und die Technik Daimler war mir bereits  bestens bekannt. Zu dieser Zeit gab es allerdings noch kein Internet um weltweit ein entsprechendes Fahrzeug zu finden oder Orginalteile zu suchen. Auch  Erfahrungsaustausch mit anderen Enthusiasten war damals noch nicht möglich, denn  Personen die damals die ersten Fahrzeuge gebaut haben oder deren Nachfahren gibt es längst nicht mehr. Die Pläne vom Daimler des Baujahres  1886 hatte ich aber fix und fertig  im Kopf abgespeichert und mit diesem Wissen ging es los….

So wie Herr Gottlieb Daimler im Jahre 1885  habe auch  ich eine Orginal-Karosserie-Viktoria, Baujahr 1886,  aufgetrieben.“  

 

„Der Motor ist natürlich nicht orginal und wird mit Benzin und Petroleum betrieben. 
Der Antrieb des Daimler’s erfolgt mit jeweils 2 Ketten über die beiden großen Holzhinterräder. 
Das Fahrzeug  hat eine Höchstgeschwindigkeit von 16,5
km/h 

Platz ist zwar für insgesamt 4 Personen.  Da die Lederbezüge aber bereits über 130 Jahre alt sind, fahre ich mit meinem Ur-Oldie am liebsten genüsslich  ‚solo‘ um diese Flächen nicht zu beschädigen. Ich habe aus  diesem  Grund auch meist keinen Beifahrer/Begleitpersonn. 
Weltweit gibt es nachweislich  kein zweites  Fahrzeug dieser Art aus der Daimler-Epoche um 1886 welches auch straßentauglich ist.“

Dazu ein Detail am Rande:
„Vor ca. 3 Jahren habe ich die Straßenzulassung für meinem Daimler 1886 erhalten. Voraussetzung für die Zulassung war aber eine zusätzliche Fußbremse . Dieses System ist leider nicht orginal, musste aber wegen der STVO unbedingt gemacht werden. Die Bremswegzeit mit der orginalen Handkurbeltechnik ist relativ lang wird aber weiterhin verwendet“.  


Für Freithofnig soll die Karawanken-Classic-
Historic-Spezial eine Genussfahrt werden, denn der Besuch aller Kontrollpunkte steht laut Aussage des Piloten ‚ in den Sternen…‘, denn  das Fahren wird  allein schon eine große Herausforderung  sowohl für das Fahrzeug als auch für den Piloten.
Aber Freithofnig ist zuversichtlich: „Irgendwie hab Ich es noch immer alles geschafft!“

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Freithofnig 2016 1

Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben bei der FIZZERS-Karawanken-Classic dabei zu sein, vielleicht sogar in der Klasse „Historic-Spezial“, so sind Sie herzlich willkommen.

Auf Grund von gesundheitsbedingten Abmeldungen sind Startplätze frei geworden!

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